Zauberweg
Zauberweg - Rinn
7 spannende Geschichten
Frau Holle
-
Die Geschichte
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleissig, und die andere hässlich und faul. Sie hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere musste alle Arbeit tun und das Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und so viel spinnen, dass ihr das Blut aus den Fingern sprang.
Eines Tages fiel dem Mädchen die Spule in einen Brunnen. Sie weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. “Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf”, sagte diese.
Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und sprang in ihrer Herzensangst in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Plötzlich war sie auf einer bunten Wiese voller Blumen. Dort half sie einem Backofen beim Brot, schüttelte die reifen Äpfel vom Baum und kam schließlich zu einem kleinen Haus.
Daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, wollte das Mädchen fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihr nach: "Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehn. Du musst nur acht geben, dass du mein Bett fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle."
Glungezer Riese
-
Die Geschichte
Auf dem Tulfer Berg lebte einst ein Hirtenkönig mit seinen vier Töchtern in einem schönen Palast.
Doch ein großer Riese aus der Nähe der Glungezerspitze begann nachts so laut zu brüllen, dass Lawinen ins Tal stürzten. Als er die Königstöchter sah, wollte er eine von ihnen heiraten. Die Töchter lachten über seine unbeholfenen Worte und schickten ihn weg.
Wütend rollte der Riese daraufhin Felsen den Berg hinunter, und der Palast stürzte in einen See, der heute „Schwarz Brunn“ heißt.
Der Riese bereute seine Tat tief, wurde zu einem kleinen Bergmännlein und sitzt seitdem am See, traurig und voller Sehnsucht nach den vier Prinzessinnen, die als lichte Geister über dem Wasser schweben.
Hänsel und Gretel
-
Die Geschichte
Hänsel und Gretel lebten mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter in einem kleinen Häuschen am Rande eines großen Waldes. Der Vater war gutherzig, doch die Stiefmutter war streng und oft ungeduldig. Eines Tages beschlossen sie, die Kinder tief in den Wald zu führen – so tief, dass sie den Heimweg nicht alleine finden würden.
Doch Hänsel war schlau. Er hatte kleine, weiße Kieselsteine gesammelt und auf dem Weg verstreut. Nach einer langen Nacht im Wald folgten Hänsel und Gretel den leuchtenden Kieselsteinen und fanden sicher zurück nach Hause.
Nicht lange danach führte die Stiefmutter die Kinder erneut in den Wald, und diesmal hatten sie keine Kieselsteine. Verirrt wanderten sie durch die Bäume, bis sie ein wundersames Haus entdeckten, das ganz aus Lebkuchen, Zucker und bunten Süßigkeiten gebaut war. Die Kinder waren begeistert und begannen vorsichtig, ein kleines Stückchen davon zu naschen.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und eine alte Frau mit freundlichen Augen bat sie herein. Das Haus gehörte einer Hexe, die die Kinder gefangen nehmen wollte. Hänsel wurde in einen Käfig gesperrt, und Gretel musste für die Hexe arbeiten. Doch die Kinder gaben nicht auf. Sie waren klug, mutig und einander immer eine große Hilfe.
Gretel überlistete die Hexe, stieß sie in den Ofen und befreite Hänsel. Gemeinsam durchsuchten sie das Haus der Hexe und fanden einen Schatz voller funkelnder Edelsteine und Gold. Fröhlich und erleichtert machten sie sich auf den Heimweg.
Zu Hause wartete ihr Vater schon voller Sorge auf sie. Die Stiefmutter war verschwunden, und nun konnten Hänsel und Gretel zusammen mit ihrem Vater in Frieden und Freude leben. Von da an hatten sie immer genug zu essen, und ihre Abenteuer blieben ein geheimnisvolles, aber schönes Kapitel ihres Lebens.
Riese Haymon
-
Die Geschichte
Vor langer Zeit kam ein riesiger Mann namens Haymon nach Tirol. Er war so groß und stark, dass er einen gewaltigen Felsen auf die Schulter nahm und kilometerweit trug!
Nicht weit davon lebte ein anderer Riese namens Tyrsus. Haymon und Tyrsus stritten sich so heftig, dass Tyrsus dabei starb. Haymon bekam danach große Reue und ließ sich taufen.
Er wollte Wiedergutmachung leisten und begann, an einem Ort namens Wilten eine Kirche zu bauen. Doch ein böser Drache machte ihm das Leben schwer: Er vergiftete die Luft und zerstörte die Mauern.
Mit aller Kraft kämpfte Haymon gegen den Drachen, trieb ihn in eine Schlucht und besiegte ihn. Danach konnte er die Kirche in Ruhe fertig bauen – und die Menschen waren ihm dankbar.
Rinner Teufelsmühle
-
Die Geschichte
Vor langer Zeit wollte ein Bauer bei Aldrans eine Mühle bauen. Doch er hatte nicht genug Geld dafür und überlegte, ob er den Teufel um Hilfe bitten könnte. Der Teufel war zwar ein gewaltiger Helfer, wollte dafür aber die Seele des Bauern – doch der schlaue Bauer stellte seine eigenen Bedingungen: Die Mühle musste in einer einzigen Nacht fertig sein, bevor der erste Hahnenschrei ertönte.
Der Teufel machte sich gleich ans Werk und baute die Mühle in Windeseile. Alles war schon fertig, nur der letzte Mühlstein lag noch unten im Tal. Gerade rechtzeitig hatte der Teufel ihn auf den Hügel geschafft, da krähte der erste Hahn. Schnell stieß der Bauer den schweren Stein ins Tal hinunter und lachte, als der Teufel ihm hinterherspringen wollte. Voll Wut zerschlug der Teufel den Stein in tausend kleine Stücke – aber die Mühle gehörte jetzt dem Bauern!
Noch heute steht die Teufelsmühle zwischen Aldrans und Rinn in der ruhigen Waldlandschaft. An ihrer Wand sieht man das Bild des bösen Teufels – als Erinnerung daran, wie ein kluger Bauer den Teufel überlistete.
Schneewittchen
-
Die Geschichte
Es war einmal ein Mädchen namens Schneewittchen, das so freundlich und schön war, dass jeder sie liebte. Nur ihre Stiefmutter, die Königin, war neidisch auf Schneewittchens Schönheit. Sie wollte die Schönste im ganzen Land bleiben und plante, Schneewittchen loszuwerden.
Eines Tages befahl die Königin, Schneewittchen in den Wald zu bringen. Dort sollte sie allein gelassen werden. Schneewittchen irrte durch die Bäume, bis sie ein kleines, gemütliches Häuschen fand. Es gehörte sieben kleinen Zwergen, die freundlich und fröhlich waren. Sie nahmen Schneewittchen auf, und sie wurde ihre liebe Freundin. Schneewittchen half im Haus, kochte, putzte und spielte mit den Zwergen.
Doch die böse Königin wollte Schneewittchen nicht entkommen lassen. Verkleidet als alte Frau, brachte sie einen vergifteten Apfel zu Schneewittchen. Das Mädchen biss hinein und fiel in einen tiefen Schlaf. Die Zwerge waren traurig und legten Schneewittchen in einen gläsernen Sarg, damit sie immer bei ihnen sein konnte.
Eines Tages kam ein mutiger Prinz vorbei, der Schneewittchen sah und sich um sie sorgte. Mit einem Kuss brach er den Zauber, und Schneewittchen erwachte. Alle freuten sich sehr, die Zwerge jubelten, und Schneewittchen konnte endlich wieder lachen. Am Ende lebte sie glücklich mit dem Prinzen, und die böse Königin bekam nie wieder Macht über sie. Von da an gab es nur noch Freude, Freundschaft und viele glückliche Abenteuer.
Zirler Goaßer
-
Die Geschichte
Auf dem Weg von Judenstein nach Tulfes liegt der Mehrerhof, ein großer Bauernhof, dessen Besitzer schon lange angesehen und wohlhabend waren. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte ein Mehrerbauer großes Pech: Kriege, schlechte Ernten und andere Sorgen machten ihm Angst, dass er den Hof nicht an seine Kinder weitergeben könnte.
Drei Nächte hintereinander hatte der Bauer denselben merkwürdigen Traum. Eine Stimme rief: „Geh morgen zur Zirler Brücke – dort wirst du dein Glück finden!“ Obwohl er sonst nicht auf Träume hörte, beschloss er in seiner Not, es zu versuchen.
Am nächsten Morgen wanderte er früh los und erreichte die Brücke bei Tagesanbruch. Dort begegnete ihm der Zirler Goaßer, ein Bub, der seine Ziegen auf die Weide trieb. Der Bauer erzählte ihm von seinem Traum, und der Goaßer lachte: „Ach, Träume! Mir ist auch was geträumt, aber ich tu nichts damit. Ich hab geträumt, dass unter dem Herd des Mehrerhofes ein Schatz liegt!“
Der Bauer wusste nun, dass er es versuchen musste. Zu Hause hob er den alten Küchenherd an – und tatsächlich fand er einen großen Topf voller Gold- und Silbermünzen! So konnte er seinen Hof retten und seine Familie glücklich machen. Den Zirler Goaßer vergaß er dabei natürlich nicht.